Kristof, Agota

© Olivier Roller

Über die Autorin

Geboren wurde die Autorin 1935 im ungarischen Dorf Csikvánd, als Tochter eines Dorfschullehrers. Schon mit vier Jahren konnte sie lesen. Als der Vater inhaftiert wurde, kam sie ins Internat und begann mit 13 Jahren Gedichte zu schreiben und erste Bühnenstücke. Nach dem Volksaufstand 1956 floh sie mit ihrem Mann und ihrer viermonatigen Tochter aus Ungarn. Durch Zufall kamen sie in der französischen Schweiz an. In der fremden Sprache konnte sie weder lesen noch schreiben. Später bezeichnete Ágota Kristóf ihr Leben nach dem Abitur als „Katastrophe“. Ihr Mann habe sie nicht in Budapest studieren lassen, und nach der Emigration in die Schweiz sei wieder er und nicht sie es gewesen, der studiert habe. In einem Interview stellte sie fest: Es wäre besser gewesen, ihr Mann wäre für zwei Jahre ins Gefängnis in Ungarn gekommen, als sie für fünf Jahre in eine Uhrenfabrik.
Als sie für einen Dokumentarfilm nach Ungarn gereist war, sagte sie nur: „Schade, dass ich gegangen bin“.
In den 70er Jahren war Ágota Kristóf schon über 50 Jahre alt, als ihr erster Roman erschien, „Das große Heft“ (1986). Dieser Roman wurde inzwischen in fast 40 Sprachen übersetzt und auch für die Bühne gestaltet. Es ist das erste Buch ihrer berühmten Trilogie: Das große Heft – Der Beweis – Die dritte Lüge. In den Romanen um das Zwillingspaar Lucas und Claus teilt die Autorin nur das Wichtigste mit, knapp, schneidend, ohne überflüssige Worte oder Gesten. Den schaudernden Leser zieht sie in innere und äußere Abgründe mit hinein.
Im Juli 2011 verstarb die große Schriftstellerin, die viele Auszeichnungen erhalten hatte, nach langer Krankheit. In ihren letzten Lebensjahren hatte sie nicht mehr schreiben wollen.

In der ‚Ehinger Bibliothek‘ befindliche Publikationen:

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