Krúdy wird 1878 in Nyíregyháza, in Ostungarn, geboren. Mit 14 Jahren veröffentlicht er seine erste Novelle. Danach erscheinen Erzählungen in Zeitungen, 1895 arbeitet er in Debrecen als Journalist, übersiedelt nach Budapest, nachdem er den ersten Preis bei einem Novellenwettbewerb gewonnen hatte. Er wird zwar Mitglied der Petőfi-Gesellschaft, verkehrt auch beim „Nyugat“. Trotzdem schließt er sich keiner Gruppe wirklich an, sondern bleibt ein Einzelgänger.
Krúdy schreibt sehr viel, mehr als 70 Roman, 3000 Novellen, mehr als 1000 Zeitungsartikel und vier Dramen. Heute kann man sich kaum erklären, wie er das meisterte; denn er führte gleichzeitig ein ausschweifendes Leben mit Frauen, Wetten, Pferderennen. Trotz seines großen Erfolges ist er am Ende seines Lebens total verschuldet und stirbt einsam. Er schreibt Meisterwerke wie den Roman „Die rote Postkutsche“ mit dem ihm der schriftstellerische Durchbruch gelingt, und am Ende seines Lebens „Meinerzeit“. Sein ganzes Leben lang hält er sich von der Politik fern, wird aber nach dem Sturz der Räterepublik verfolgt. 1930 erhält er den Baumgarten-Preis, 1931 wird ihm der Preis Lord Rothermere verliehen. Das alles kann seine finanzielle Lage jedoch nicht mehr retten, 1933 schaltet man ihm den Strom ab, am 12. Mai des gleichen Jahres stirbt er. Bei seiner Beerdigung hält sich das „offizielle Ungarn“ fern. Ab Mitte der 60er Jahre setzt eine erneute Popularität ein, Straßen und öffentliche Gebäude werden nach ihm benannt. Auf der Grundlage seiner „Sindbad-Novellen“ dreht Zoltan Huszárik 1972 einen berühmt gewordenen Film. Márai und Kertész halten ihn für einen der ganz großen Schriftsteller Ungarns, Esterházy nennt ihn als einen seiner Meister. Er hat, das schreibt Antal Szerb in seiner ungarischen Literaturgeschichte, zwar „altmodische Themen“ bearbeitet, aber sein literarischer Stil war dem seiner Landsleute weit voraus: Er verstand es, Traum und Realität zu verknüpfen, nicht „chronologisch“ zu erzählen, sondern in der Erinnerung ein ganzes Leben in kürzester Zeit abzuspielen. Sein Stil rege die Fantasie des Lesers an; mit ihm zusammen könne er weiterfantasieren, sich auf eine Reise ins Blaue begeben.
In der ‚Ehinger Bibliothek‘ befindliche Publikationen:
- Sindbad. Reisen im Diesseits und Jenseits. Originaltitel: Színdbád I/II, A szerelmi bűvészinas. Übersetzung von Franz Meyer. Verlag Zsolnay, 1967.
- Schlemmergeschichten. Übersetzung von Hans Skirecki. Verlag Volk und Welt, 1978.
- Serenade vom durchstochenen Herzen. Sindbad-Novellen. Auswahl. Originaltitel: Színdbád. Übersetzung von Hans Skirecki. Verlag Eulenspiegel, 1984.
- Traumbuch. Originaltitel: Álmoskönyv. Übersetzung von Hans Skirecki. Verlag Corvina, 1989. ISBN 963-13-2850-3
- Sindbad. Erzählungen. 2sprachig, dt.-englisch. Verlag Holibri, 1993. ISBN 963-09-3571-2
- Meinerzeit. Originaltitel: Boldugult úrfikoromban. Übersetzung von Christina Viragh. Verlag Dtv, 1999. ISBN 3-323-24172-1
- Die rote Postkutsche. Originaltitel: A vörös postakocsi. Übersetzung von György Sebestyén. Verlag Suhrkamp, 1999. ISBN 3-518-39556-4
- Das Gespenst von Podolin. Originaltitel: A Podolini kísértet. Übersetzung von György Buda. Verlag Kortina, 2008. ISBN 978-3-9502315-6-4
- Der Geschmack der Träume. Zehn Erzählungen. Originaltitel: Az élet álom. Aus dem Ungarischen von György Buda und mit einem Nachwort von László Darvasi. Verlag Edition Alea, Badenweiler, 2016. ISBN 978-3-944524-04-7