Végel, László

© Gudrun Brzoska

Über den Autor

Geboren 1942 in Srbobran, der jugoslawischen Vojwodina. Seine Familie gehört zur ungarischen Minderheit und schon früh lernt er das Anders-Sein schmerzlich kennen. Er studiert in Novi Sad und Belgrad, arbeitet anschließend als Journalist und Redakteur der Tageszeitung „Magyar Szó“, ist Mitarbeiter der ungarischen Monatszeitung „Új Symposion“. Als Dramaturg für Fernsehen und Volkstheater Novi Sad und Subotica verfasst er mehrere Drehbücher und Bühnenstücke. Er schreibt auch Romane und Essays, von denen einige schon vor der ungarischen Originalfassung auf Serbokroatisch publiziert werden. Sein Debüt startet er 1967 mit „Egy makro emlékiratai“ (deutsch: „Die großen Erinnerungsschriften“). 25 Jahre später führt er das Werk mit den beiden Bänden „Áttuntetések“ (deutsch: „Überblicke“) und „Eckhart gyűrűje“ (deutsch: „Eckharts Ring“) zur Trilogie „Újvidéki trilógia“ (deutsch: „Novi-Sad-Trilogie“), 1993, weiter. Diese gilt als sein Hauptwerk, in dem sich bereits seine zentralen Themen Heimatlosigkeit und Außenseitertum finden. In dem Essayband „Peremvidéki élet“ (deutsch: „Leben im Randgebiet“), 1993, beschreibt er sich selbst autobiographisch als „heimatloser Lokalpatriot“.
1999 wird er als „Jugo“ von Budapest zurück ins kriegsführende Jugoslawien geschickt, weil seine Aufenthaltserlaubnis abgelaufen ist. Das bestärkt sein Gefühl der Heimatlosigkeit und des Unerwünscht-Seins. 2002 bekennt er, dass der Krieg all jenen die Heimat genommen habe, die nicht in diese oder jene Nationalgeschichte hineingeboren wurden. Wer danach noch Individualität besitze, bezahle einen hohen Preis: „Er verliert die Heimat“. 1994-2001, bis zur ihrer Schließung, leitet Végel das Büro der Soros-Stiftung in Novi Sad. Er veranstaltet u.a. Gespräche wie den dritten „Balkan-Rundtisch“, an dem Kulturschaffende aus ganz Ostmitteleuropa teilnehmen und miteinander diskutieren.
Auf Deutsch ist bis jetzt wenig von ihm erschienen; eine Erzählung in der Anthologie „Draußen das Lamm, drinnen der Wolf“, 1985, einige Aufsätze in Zeitschriften und 2007 „Exterritorium“, beim DAAD in der Reihe „Spurensicherung“ und im Herbst 2010 „Bekenntnisse eines Zuhälters“.
László Végel wird mit dem Tibor-Déry-Preis und dem Milán-Füst-Preis geehrt, 2005 erhält er das Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn. 2006 ist er zu Gast im Heinrich Böll Haus und danach Stipendiat des DAAD, 2007 Gast des Literarischen Colloquium, Berlin. László Végel lebt auch heute in Novi Sad, „einer multikulturellen Stadt am Rand“.

In der ‚Ehinger Bibliothek‘ befindliche Publikationen:

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter 2. Autorenporträts, Végel, László veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.