Wir gratulieren Terézia Mora zum Georg-Büchner-Preis

von Gudrun Brzoska

Zu den vielen Literaturpreisen, welche die Autorin bereits erhalten hat, kommt nun der angesehenste Deutsche Buchpreis, der Georg-Büchner-Preis, hinzu, der mit 50 000 Euro dotiert ist, und ihr am 27. Oktober in Darmstadt überreicht wird.

Der Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller verliehen. Finanziert wird er vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und von der Stadt Darmstadt.

Die Jury, welche Terézia Mora den überaus verdienten Preis zuerkannte, formulierte in ihrer Begründung:

„In ihren Romanen und Erzählungen widmet sich Terézia Mora Außenseitern und Heimatlosen, prekären Existenzen und Menschen auf der Suche und trifft damit schmerzlich den Nerv unserer Zeit. Schonungslos nimmt sie die Verlorenheit von Großstadtnomaden in den Blick und lotet die Abgründe innerer und äußerer Fremdheit aus. Dies geschieht suggestiv und kraftvoll, bildintensiv und spannungsgeladen – mit ironischen Akzenten, irisierenden Anspielungen und analytischer Schärfe. Für ihre eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst, die Alltagsidiom und Poesie, Drastik und Zartheit vereint, verleiht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Georg-Büchner-Preis 2018 an Terézia Mora.“

Die 1971 bei Sopron geborene Autorin wuchs zweisprachig (ungarisch und „schwobisch“) auf und kam mit 19 Jahren zum Studium nach Berlin. Dort studierte sie Theaterwissenschaften und Hungarologie an der Humboldt-Universität und schloss mit einem Diplom der Deutschen Film- und Fernsehakademie ab.

Bereits als Kind habe sie den Wunsch gehabt Schriftstellerin zu werden, habe sich zunächst aber nicht getraut, erzählt sie in einem Interview.

1997 reichte sie die Erzählung „Durst“ zum Mike Open-Preis ein – und gewann ihn. Diese Erzählung wird in ihrem ersten Band „Seltsame Materie“ enthalten sein, wie auch „Ophelia“, mit der sie den Ingeborg Bachmann-Preis 1999 gewann. „Seltsame Materie“ erschien noch im gleichen Jahr. Im Jahr 2000 wurde sie dafür mit dem Adelbert von Chamisso-Förderpreis geehrt.

In stetiger Folge wurden der Autorin weitere bedeutende Preise und Stipendien zuerkannt, u.a. Preis der Leipziger Buchmesse 2005, Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010, Deutscher Buchpreis 2013, Bremer Literaturpreis 2017, Preis der Literaturhäuser 2017, Solothurner Literaturpreis 2017 und Roswitha-Preis 2018.

Bekannt ist die großartige Schriftstellerin nicht nur durch ihre Werke – von denen auf dieser Homepage die meisten besprochen sind – sondern auch durch ihre überragenden Übersetzungen ungarischer Literaten. Unter ihnen Péter Esterházy, István Örkény, Péter Zilahy, Gábor Németh, Zsófia Bán, Attila Bartis und demnächst wird auch Zoltán Danyis Roman „Der Kadaverräumer“ (September 2018) in ihrer Übersetzung zu lesen sein.

Lesen wir also Terézia Mora.

 

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