Rózsa, Ágnes

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Über die Autorin

Ágnes Rózsa wird 1910 in einer jüdischen Familie als Ágnes Halász in Nagyvárad/Großwardein (heute Oradea, Rumänien) geboren. Sie geht dort zur Schule, studiert und beendet ihr Jurastudium 1931 mit einem Diplom. Danach verbringt sie drei Jahre in Dijon/Frankreich, um weiter zu studieren. Wieder in Oradea arbeitet sie als Angestellte, macht Übersetzungen für die Zeitung „Szabad Szó“ (Freies Wort). 1938 heiratet sie Gyula Schapira, einen Kunst- und Literaturlehrer. Ab 1941 unterrichtet sie auch am Kecskeméti Lipót Gymnasium ihrer Heimatstadt. Im Mai 1944 wird Ágnes zusammen mit ihren Eltern ins KZ Auschwitz deportiert. Die Eltern werden sofort vergast, die junge Frau entkommt wie durch ein Wunder und wird fünf Monate später als Zwangsarbeiterin nach Nürnberg und später nach Holleischen verschickt. In Tagebuchbriefen, die sie ständig in einem selbst genähten Beutelchen am Körper trägt und deswegen öfter in Todesgefahr gerät, schildert sie ab Nürnberg das tägliche Grauen des KZ und des Zwangslagers. Die Briefe sind an ihren Mann gerichtet, den sie in Freiheit hofft. Sie trifft ihn auch, so unwahrscheinlich es klingt, nach dem Krieg wieder. Er stirbt jedoch sehr bald an den Folgen der Zwangsarbeit. Nach ihrer Rückkehr 1945 erwirbt Ágnes ein zweites akademisches Diplom in Französisch, Englisch und Ästhetik in Cluj/Rumänien. Ab 1949 leitet sie in Cluj das Ungarische Mädchenlyzeum. Sie heiratet wieder, ihren zweiten Mann Jenő Rózsa. Auch diese Ehe bleibt kinderlos. Von 1957 bis zu ihrer Pensionierung 1968 ist sie Lektorin an der Babes-Bólyai-Universität, zuletzt in der Fakultät Französisch. Im Ruhestand überarbeitet die Autorin endlich ihre Aufzeichnungen aus den Jahren 1944/45. Sie sollen nicht länger ihr persönliches Tagebuch mit den Liebesbriefen an ihren verstorbenen Mann bleiben, sondern als Zeitdokument der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Es ist jedoch nicht leicht, einen Verleger dafür zu finden. Ein Bukarester Verlag, Kriterion, druckt schließlich eine kleine Auflage mit dem Titel: „Jövölesök“ (Die auf die Zukunft hoffen). Diese Textfassung dient auch der Übersetzung ins Deutsche. Die zweite Auflage gibt schon der Magvető Verlag in Budapest heraus, diesmal unter dem Titel „Nürnbergi Napló“ (Nürnberger Tagebuch). Ágnes Rózsa stirbt 1984 und wird in Kolozsvár/Cluj auf dem neologen jüdischen Friedhof beigesetzt. Erst im Jahr 2005, als die Übersetzerin Monika Wiedemann sich dafür einsetzt, erhält ihr Grab eine würdige Fassung.

In der ‚Ehinger Bibliothek‘ befindliche Publikationen:

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