Rezension: Mora, Terézia – „Alle Tage“

2004 erschien Terézia Moras erster Roman „Alle Tage“, der zu einem der herausragendensten Bücher des Jahres wurde. Für den Roman erhielt sie den Mara-Cassens-Preis, den Kunstpreis Berlin, den LiteraTour-Nord-Preis und den Preis der Leipziger Buchmesse.
Zu Beginn des Romans erfährt der Leser von einem halb totgeschlagenen Mann, der kopfunter von einem Klettergerüst auf einem verwahrlosten Spielplatz hängt. Dieser Mann ist Abel Name, 33 Jahre alt und aus einer kleinen Stadt in einem Grenzgebiet in Südosteuropa stammend. Im weiteren Verlauf des Romans wird die Vorgeschichte zu der Eingangsszene erzählt.
Um einem nahendem Bürgerkrieg – vor allem jedoch um der von seinem Freund Ilia verschmähten Liebe zu entfliehen – geht Abel Nema mit 19 Jahren nach Berlin. Da sein Herkunftsland in kleine Teilstaaten zerfällt und Abel Nema zu keinem dieser Staaten gehört, wird sein Pass ungültig und ihm droht die Abschiebung. Doch seine besondere Sprachbegabung sowie eine eingegangene Scheinehe können dieses verhinden.
Abel Nema bleibt eine undurchschaubare Gestalt. Trotzdem er insgesamt zehn Sprachen beherrscht, spricht er kaum und entzieht sich den Menschen und lässt ihnen keine Möglichkeit, sich ihm zu nähern. Er ist ein unglücklicher, empfindungsloser Mensch, der immer und überall ein Fremder bleibt.
Dementsprechend liest Sigrid Löffler in ihrer Laudatio auf Terézia Mora den Roman unter anderem als politische Metapher – „als Allegorie auf den identitäts- und heimatlosen Migranten, der sich einerseits überall anpassen kann, aber andererseits überall als ein Fremdkörper hervorsticht.“

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