Rezension: Mora, Terézia – „Seltsame Materie“

 Terézia Mora debütierte 1999 mit dem Erzählband „Seltsame Materie“. Für die dort versammelten Erzählungen wurde sie mit dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2000) ausgezeichnet; für die darin enthaltene Erzählung „Der Fall Ophelia“ erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis (1999).
Die Menschen in diesen Geschichten leben in einem Dorf in Ungarn nahe der österreichischen Grenze. Eine vordergründig ländliche Idylle, die sich jedoch als ruhelose und finstere Heimat entpuppt; sehnen sich doch die Erzähler nach einem Leben auf der anderen Seite der Grenze. Sie sind allerdings geprägt von ihrer Vergangenheit und verharren in Einsamkeit und Aussichtslosigkeit.
Die Menschen in diesen Erzählungen wirken auf den Leser ebenso fremd wie die Landschaft unzugänglich. So wie es ihnen nicht gelingt, Heimat und Geborgenheit für sich zu bergen, so gelingt es auch dem Leser nicht, diese Geschichten völlig zu durchschauen. Am Ende bleibt so immer ein kaum erklärbarer Rest. Dies hängt nicht zuletzt mit Moras Erzähltechnik zusammen, die in Anlehnung an den ungarischen Schriftsteller István Örkény dem Leser nur minimale Information zur Verfügung stellt und ihm die Interpretation überlässt.

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